Scheune, Alaunstraße 36–40, 01099 Dresden
26. Mai 2016, 19:00 Uhr – 28. Mai 2016, 14:00 Uhr
Seit den 1960er Jahren wurde populäre Musik zu einer Klammer, die die Ansprüche aufeinanderfolgender Generationen auf eigene Zeitregie, neue Lebensformen und -entwürfe miteinander verband und ihnen, vor allem seit den 1970er Jahren, eine gesellschaftliche Verbreitung verschaffte. Diese Verbindung von Musik, einer Alternativkultur und politischem Emanzipationsstreben entfaltete eine Sogkraft, die noch lange fortwirkte. Die Tagung widmet sich der populären Musik als einem sich weltweit verbreitenden kulturellen Phänomen, das aufgrund seiner transformativen Effekte interessant ist. Es geht um eine Kultursoziologie der populären Musik als einem Faktor des gesellschaftlichen Wandels.
Autoren wie der Poptheoretiker Diedrich Diederichsen vertreten die Auffassung, dass die Bedeutung von Musik für Jugendkulturen spätestens seit den 1990er Jahren wieder abnehme – sie sei in eine ›postheroische Phase‹ übergegangen –, wobei sie die Bedeutung der populären Musik daran messen, inwieweit sie politisch-emanzipative Tendenzen befördern können. Demgegenüber lässt sich die These vertreten, dass Musik in der Jugendphase nach wie vor zeitlich sehr intensiv genutzt wird und mehr denn je Alltagsbegleiter ist, so dass ihr heute lediglich eine andere Bedeutung zukommt als vordem.
Die Tagung soll dazu beitragen, die vielfältigen Beziehungen von Ästhetischem und Sozialem in konkreten Fallstudien mit Bezug auf populäre Musik zu analysieren.
Programm
Donnerstag, 26. Mai 2016
18:00 Uhr: Registrierung
19:00 Uhr: Eröffnungsvortrag
Michael Rauhut (Kristiansand): Raus aus der Spur. Brachte Rockmusik die Mauer ins Wanken?
20:00 Uhr: Podiumsdiskussion
Popmusikkulturen in Ost- und Westdeutschland. Teilnehmer und Organisatoren berichten
Freitag, 27. Mai 2016
9:30 Uhr: Popmusik und Gesellschaft
Holger Schwetter/Dominik Schrage (Dresden): Zeiten des Aufbruchs. Popmusik und gesellschaftlicher Wandel in den 1960er bis 1980er Jahren
Klaus Nathaus (Oslo): Der Mainstream und die Musik der weißen Männer. Populärmusik als Faktor gesellschaftlicher Differenzierung, 1965–1985
11:00 Uhr: Kaffeepause
11:30 Uhr: Popmusik zwischen Kulturindustrie und Emanzipation
Franziska Hohl (München): Nachhall des Nichtidentischen. Die gesellschaftstheoretische Entdeckung der Sozialität des Musikalischen
Kathrin Audehm/Michael Corsten (Hildesheim): Vergnüglich entrückt – Pop- und Schlager-Sternchen der 1960er Jahre
13:00 Uhr: Mittag (Mittagstisch-Angebot in der Scheune)
14:30 Uhr: Keynote I
Jochen Bonz (Innsbruck): Ein ästhetisches Prinzip, zwei Chronotopoi: Ontologische Unsicherheit im Hippietum und im Techno
15:30 Uhr: Neue Wellen in Ost und West
Marlene Schrijnders (Birmingham): Der Sound der Endzeitstimmung. Post-Punkmusik in der DDR
Anna Daniel/Sarah Rempe (Hagen): »Komm nach Hagen, werde Popstar, mach dein Glück!«. Zur praxissoziologischen Untersuchung der Neuen Deutschen Welle im Spiegel gesellschaftlicher Transformationsprozesse
parallel:
15:30 Uhr: Soul und Rock zwischen Politisierung und Ästhetisierung
Thomas Wilke (Tübingen): People get Ready! Zum Einfluss des Soul auf die Black Power- und Bürgerrechtsbewegung in Amerika, 1964–1974
Georg Götz (Oldenburg): »Being Me« – Rock als Kunst
16:45 Uhr: Kaffeepause
17:15 Uhr: Provinz als Resonanzraum
Joachim Landkammer (Friedrichshafen): »It was September …«. Die stillgestellte Zeit in der Rockmusik der deutschen Provinz
Gunter Mahlerwein (Mainz): Musik in ländlichen Jugendzentren in den 1970er Jahren (Westdeutschland)
18:30 Uhr: Pause
19:00 Uhr: Öffentlicher Vortrag, Keynote II
Detlef Siegfried (Kopenhagen): Der Sieg des Pop. Zum Legitimitätswandel des populären Geschmacks seit den 1960er Jahren
20:30 Uhr: Konferenzdinner
Samstag, 28. Mai 2016
10:00 Uhr: Musik als Subversion: Rückblicke
Gunnar Otte/Matthias Lehmann (Mainz): Zwischen Unterhaltung, Subversion und Kunst. Diskurse und Qualitätskriterien der populären Musikkritik in Deutschland im historischen Wandel
Maren Lehmann (Friedrichshafen): Too much future, oder: Wir haben sie nicht mehr, diese endlose Geduld. Versuch über die Eigenzeit des Aufbruchs – am Beispiel der anderen Bands in der DDR
11:30 Uhr: Kaffeepause
12:00 Uhr: Das biografische Potential der Musik: Zugänge
Christian Elster/Gerrit Herlyn (Hamburg): »Ich fühle mich manchmal so musealisiert irgendwie«. Sammeln und Biographisieren als akteursorientierte Zugänge zu Pop-Geschichte(n)
Anne-Kathrin Hoklas/Holger Schwetter (Dresden): Aufbruch im Nirgendwo. Ästhetische und soziale Eigenzeiten in der westdeutschen ›progressiven Landdiskothek‹ der 1970er Jahre
13:30 Uhr: Abschlussdiskussion
14:00 Uhr: Mittag / Ende
Organisation:
Dominik Schrage, Holger Schwetter, Anne-Kathrin Hoklas
Lehrstuhl für soziologische Theorien und Kultursoziologie, Institut für Soziologie, TU Dresden
Kontakt:
zeiten@poptraces.de
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen und werden gebeten, sich bis zum 01. Mai 2016 per E-Mail an zeiten@poptraces.de anzumelden.
Aktuelle Informationen zur Tagung, zur Anreise und zu Übernachtungsmöglichkeiten finden Sie auf unserer Tagungswebsite.