Tagung: Zeitökonomien des populären Theaters im 19. Jahrhundert
Auditorium im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Straße 1–3, 10117 Berlin
7. April 2016, 14:30 Uhr – 8. April 2016, 18:30 Uhr
Achtung, Programmänderung! Aufgrund mehrerer Absagen findet die Tagung nur bis Freitag, den 8. April statt. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem aktualisierten Programmzettel.
Ökonomien der Zeit im populären Theater des 19. Jahrhunderts lassen sich in mindestens zweierlei Weise adressieren: Zum einen im Hinblick auf das Zeitwissen eines kommerzialisierten, liberalisierten Theaterbetriebs, das sich in die Stücke als Bedingung ihrer Produktion einschreibt und dabei formal- und gattungsästhetisch gestaltet, modelliert und reflektiert wird. Zum anderen hinsichtlich der Frage, welche spezifischen medialen und wirkungsästhetischen Zeitökonomien ein Theater hervorbringt, das mit knappen Zeitressourcen kalkulieren muss und dennoch den ›Moment‹ auszureizen versteht. Ökonomisches Wissen geht in dramatische Formen – zugespitzt formuliert – zuallererst als Zeitverhältnis ein: Sei es in der Modellierung von Geschwindigkeiten und Zeitknappheit, im Hinblick auf den Rhythmus von Bewegung und Stillstand oder auf Wechselspiele und Tauschverhältnisse, die mit zeitlichem Aufschub und Verzögerung arbeiten. Das Gebot des Zeitdrucks und der Tagesaktualität trägt den Darstellungsweisen des populären Theaters nicht nur ein hohes Maß zeitlicher Indexikalität ein, sondern vor dem Hintergrund sozialer und politischer Umwälzungen auch ein hohes Maß an Zeitsensibilität und-reflexion.
Den vielfältigen Modellierungen von ökonomischen Zeitverhältnissen geht die Tagung mit Blick auf mediale und bühnentechnische Bedingungen, produktions- und gattungsästhetische Aspekte sowie hinsichtlich der Effekte zeitdramaturgischer Affektkalküle nach.
Mit Beiträgen von Tobias Becker, Maren Butte, Marc Föcking, Patrick Fortmann, Hermann Kappelhoff, Eva Krivanec, Nic Leonhardt, Peter Marx, Bettine Menke, Sigrid Nieberle, Andrea Polaschegg und Meike Wagner.
Programm
Donnerstag, 7. April 2016
14:30–14:45 Uhr
Begrüßung
14:45–15:45 Uhr
Bettine Menke (Erfurt): Machinationen, Tableaus und deren Zeitlichkeit
15:45–16:15 Uhr
Pause
16:15–17:15 Uhr
Meike Wagner (Stockholm): Aus der Zeit, in die Zeit. Werners 24. Februar und die Zeit-Dramaturgie des Schicksalsdramas
17:15–18:15 Uhr
Andrea Polaschegg (Berlin): Zurück in die Zukunft: Oberammergau. Das dramenpoetische und volkstheatrale Versprechen des Mysterienspiels im 19. Jahrhundert
Freitag, 8. April 2016
10:00–11:00 Uhr
Patrick Fortmann (Chicago): Arbeitstakt und Schicksalsschlag. Asynchrone Ökonomien im Wiener Volkstheater
11:00–11:30 Uhr
Pause
11:30–12:30 Uhr
Sigrid Nieberle (Dortmund): Kreative Geister, geniale Momente. Zeitökonomie in Künstlerdrama und -operette
12:30–14:00 Uhr
Mittagspause
14:00–15:00 Uhr
Maren Butte (Berlin): Entziehen – Geben – Verschwenden. Zur (An-)Ökonomie der Gefühle im Melodrama
15:00–16:00 Uhr
Hermann Kappelhoff (Berlin): Plastische Musik. Zur Zeitlichkeit der Bühne des Melodramas
16:00–16:30 Uhr
Pause
16:30–17:30 Uhr
Tobias Becker (London): Ein Jahr in vier Stunden. Zeit in den Revuen des Metropol-Theaters
17:30–18:30 Uhr
Eva Krivanec (Berlin): »Sublimierte Arbeit«. Taktungen des Varietés in der dramaturgischen Abfolge und Binnenstruktur einzelner Acts
Organisation:
Stefanie Retzlaff, Caroline Forscht und Ethel Matala de Mazza
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für deutsche Literatur
Kontakt:
Stefanie Retzlaff
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für deutsche Literatur
Dorotheenstraße 24
10117 Berlin
E-Mail: retzlafs@staff.hu-berlin.de